Im Herbst letzten Jahres gab es Aufregung über Bauarbeiten am Rappenalpbach bei Oberstdorf im Allgäu. Die Arbeiten fanden im Naturschutzgebiet statt und ihre Genehmigung wird derzeit rechtlich geklärt. Zwei Biologen werfen nun ein neues Licht auf die Geschichte und entkräften den Vorwurf eines großen Artensterbens. Sie besichtigten die Situation vor Ort und stellten fest, dass der Bach sich nach dem Eingriff seinen eigenen Lauf geschaffen und alle kritischen Arten seien vorhanden. Die Arbeiten hätten also keine großen Auswirkungen auf die Tiere und die Artenvielfalt gehabt.
Mittwoch, 28. Juni 2023
Im Herbst vergangenen Jahres lösten Arbeiten am Rappenalpbach bei Oberstdorf in den Allgäuer Bergen einen Aufschrei aus. Inmitten des Naturschutzgebietes hatten die Arbeiten stattgefunden. Ob sie genehmigt waren oder nicht wird aktuell gerichtlich geklärt. Zwei Biologen werfen nun ein neues Licht auf die Geschichte. Ist am Ende alles halb so schlimm?
Der Rappenalpbach bei Oberstdorf wurde im vergangenen Herbst durch eine Alpgenossenschaft nach einem Unwetter begradigt. Die Arbeiten im höchstgeschützten Naturschutzgebiet führten zu einem Skandal. Der Bund Naturschutz klagte gegen die Arbeiten. Auch darüber, ob überhaupt eine Genehmigung für die Baumaßnahmen vorlag, wurde gestritten, dies wird aktuell gerichtlich geklärt.
Weitere Hintergründe zu den Arbeiten am Rappenalpbach finden Sie unter anderem hier und hier.
Ein großes Artensterben wurde von Naturschutzorganisationen durch die Arbeiten am Rappenalpbach behauptet. Diesen Vorwurf entkräften nun zwei Biologen.
Der Diplom-Biologe und Naturschützer Marcel Züger sowie der emeritierte Biologieprofessor und Naturschützer Bernd Gerken haben sich die Situation rund acht Monate nach den Arbeiten vor Ort angesehen. Gerken schätzt den Zustand für die geschützten Arten als nicht bedrohlich ein.
Prof. Bernd Gerken betrachtet den Zustand des Rappenalpbachs nicht als besorgniserregend. Der Bach hat bereits wenige Tage nach dem Eingriff seinen eigenen neuen Lauf gefunden und sich somit verhalten wie nach einem mittleren oder schweren Hochwasser, erklärt er. Für den Bach hat sich nichts geändert. „Der Bach hat Inseln aufgeschoben und Seitenarme gebildet.“
Auch die Lage in den Wiesen neben dem Rappenalpbach sieht für Prof. Gerken gut aus. Er und Züger haben alle Arten gesucht, die durch die Bauarbeiten als kritisch und gefährdet bezeichnet wurden. Sie haben alle gefunden, unter anderem den Bläuling. „Es handelt sich um eine erstklassige Population dieser Tiere und um einen Hotspot der Artenvielfalt“, so das Urteil des Biologen.
Die Arbeiten am Bach haben nach Ansicht von Gerken keine größeren Auswirkungen auf die Tiere und die Artenvielfalt gehabt.