Dr. Franz-Joseph Sauer und Dr. Martin Hessz haben Landrat Elmar Stegmann über das Ergebnis einer Unterschriftenaktion zur stationären Gesundheitsversorgung informiert. 3.444 Menschen haben sich beteiligt. Landräte sind besorgt über die aktuelle Entwicklung der Krankenhauslandschaft. Strukturen sollten nicht zerstört werden, sondern mit finanziellen Hilfen unterstützt werden. Es wird ein Gutachten zur medizinischen Versorgung erstellt, um einen zukunftssicheren und wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten. Die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern sowie die Landkreise Lindau und Ravensburg haben sich abgestimmt. Die finanziellen Mittel für Krankenhäuser sollen erhöht werden, aber der Bund und die Kassen haben noch keine Unterstützung angekündigt. Die Zukunft der Rotkreuzklinik ist unklar.
Dr. Martin Hessz, Dr. Franz-Joseph Sauer, Landrat Elmar Stegmann, Erik Jahn und Thomas Kaleja
Freitag, 20. Oktober 2023
Dr. Franz-Joseph Sauer aus Lindenberg und Dr. Martin Hessz, Chefarzt an der Rotkreuzklinik in Lindenberg, haben als Vertreter des Gesundheitsnetzes Westallgäu e.V. Landrat Elmar Stegmann über das Ergebnis einer Unterschriftenaktion zur stationären Gesundheitsversorgung informiert. 3.444 Menschen haben sich an der Aktion beteiligt. Hintergrund ist die aktuelle Diskussion um die bundesweit kränkelnde Krankenhauslandschaft und das derzeit laufende Insolvenzverfahren an der Rotkreuzklinik in Lindenberg.
Das Thema betrifft landauf und landab die Krankenhausträger und Kommunen, so dass auch eine Tagung aller bayerischen Landräte in der vergangenen Woche in Lindau die stationäre Grund- und Regelversorgung zum Hauptthema hatte. „Alle Landräte sind tief besorgt über die aktuellen Entwicklungen“, so Landrat Elmar Stegmann bei dem Gespräch mit den beiden Ärzten aus Lindenberg. „Es ist wenig zielführend, Strukturen sterben zu lassen, um diese dann gegebenenfalls später wieder teuer aufbauen zu müssen.“ In der Pflicht ist hier der Bund, der für einen Ausgleich von Betriebskostendefiziten, beispielsweise aufgrund der hohen Inflation, aufkommen muss.
Welche Strukturen versorgungsrelevant sind, gilt es – auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels – genau zu prüfen. „Dabei dürfen wir nicht nur den stationären Bereich betrachten, sondern wir müssen auch den ambulanten Bereich in den Fokus nehmen und das Rettungswesen“, erläutert der Landrat. Denn viele Leistungen im ambulanten Bereich oder im Rettungswesen würden aktuell von den Krankenhäusern erbracht. Dr. Franz-Joseph Sauer verdeutlichte mit der Übergabe der Unterschriften, wie groß die Sorgen der Patienten und der niedergelassenen Kollegen im Gebiet des oberen Landkreises sind, dass die Versorgung der immer älter werdenden Bevölkerung akut gefährdet ist. Der Chefarzt Dr. Martin Hessz aus Lindenberg ist sich sicher: „Man muss sich jetzt auf den Weg machen. Ein Strukturwandel ist notwendig, aber dieser muss auch von der Bundespolitik begleitet werden, mit entsprechenden Übergangsfristen und finanziellen Hilfen. Ansonsten holt uns ein kaltes Kliniksterben in Kürze ein.“ Für eine mittel- und langfristige Zukunftsplanung soll ein größtenteils vom Freistaat Bayern finanziertes Gutachten Aufschluss über die Bedarfe und die verfügbare medizinische Versorgung in der Region geben. Dies haben die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern, die Landkreise Lindau und Ravensburg sowie die betroffenen Krankenhausträger abgestimmt. Aktuell läuft die Suche nach einem geeigneten Gutachter. Das Hauptziel der Untersuchung ist die Prüfung eines gemeinsamen Krankenhausneubaustandorts mit zeitgemäßen Strukturen und einer sinnvollen Größe, um einen zukunftssicheren und wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten. Besonderes Augenmerk liegt auf der Schaffung attraktiver Arbeitsplätze für medizinisches und pflegerisches Personal sowie auf Ausbildungsmöglichkeiten und Karriereentwicklung. Die medizinische Versorgung soll Angebote der Grund- und Regelversorgung, eine rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung und ambulante Versorgungsmöglichkeiten umfassen. Der Freistaat Bayern sowie die Landkreise und kreisfreien Städte, die gemeinsam für Investitionen im Krankenhausbereich die Verantwortung tragen, haben sich jüngst darauf verständigt, die zur Verfügung stehenden Mittel von insgesamt 646 Millionen Euro pro Jahr auf 1 Milliarde zu erhöhen, wobei diese hälftig vom Freistaat und hälftig von den Kommunen getragen werden. „Der Freistaat und auch wir Kommunen zeigen damit, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind“, so Landrat Stegmann. Für den Betrieb der Krankenhäuser sind jedoch der Bund und die Krankenkassen zuständig. Es gibt jedoch noch kein Signal, wie die Krankenhäuser unterstützt werden können, die – auch aufgrund von gestiegenen Kosten und nicht angepassten Sätzen – rote Zahlen schreiben.
Wie es nach dem Insolvenzverfahren an der Rotkreuzklinik weitergeht, ist aktuell noch unklar. Die Schwesternschaft des Bayerischen Roten Kreuzes hat sich als Trägerin der Klinik bisher nicht klar dazu geäußert.